Es nieselt, die Luft
riecht bereits nach Herbst. Der erste Maroni-Mann hat schon sein Büdchen
aufgemacht, also nichts wie los! Wir schlendern übers Kopfsteinpflaster, dem
verführerischen Duft entgegen, und da fällt es mir plötzlich auf.
„Du, wenn wir Händchen halten, dann ist immer
deine Hand oben und meine unten! Warum eigentlich?“ frage ich den Mann an
meiner Seite. „Naja, ob meine Hand
jetzt „oben“ ist, darüber kann man diskutieren. Ich würde sagen, sie ist
„vorne“. Und warum, keine Ahnung. Wir können´s ja auch andersrum machen.“
Wir wechseln die Hände
und meine Hand ist jetzt oben. Fühlt sich irgendwie komisch an.
„Nee“, sage ich, „das
mag ich nicht, das fühlt sich ganz seltsam an. Irgendwie falsch.“ „Hast Recht.“, stimmt
mir der Mann zu. Ob es anders ist, wenn wir die Seiten wechseln und die anderen
beiden Hände nehmen? Nee, auch nicht. Wir wechseln die Position wieder. So ist es besser.
Aber woran liegt das
eigentlich? Wir sind beide ratlos, aber erstmal müssen jetzt die heißen Maronen
verputzt werden – mit vollem Bauch denkt es sich schließlich besser.
Seltsam, wie die alltäglichsten Dinge manchmal neu ins
Blickfeld rücken. Was hat es damit auf sich? Denn sicher sind wir nicht die
einzigen Händchen-Halter, denen es so geht.
Vielleicht ist es so ähnlich wie beim Anschneiden einer
Hochzeitstorte? Man sagt ja, der, der die Hand da oben hat, ist der Dominante
in der Ehe. Ich frage den Mann, was er dazu sagt. Er findet, das klingt ganz
logisch, aber ich sträube mich dagegen – schließlich sind wir ebenbürtige
Partner und bei uns wird keiner vom anderen „dominiert“.
Oder aber es hat etwas mit der männlichen Beschützerrolle zu tun – der Mann legt seine Hand um die der Frau, um sie zu führen und zu behüten. Das finde ich schon ein bisschen romantischer.
Oder aber es hat etwas mit der männlichen Beschützerrolle zu tun – der Mann legt seine Hand um die der Frau, um sie zu führen und zu behüten. Das finde ich schon ein bisschen romantischer.
Aber ob das wirklich die Lösung des Rätsels ist?
Zu Hause angekommen fällt mein Blick auf´s Schuhregal im Flur. Mir kommt eine Idee.
Zu Hause angekommen fällt mein Blick auf´s Schuhregal im Flur. Mir kommt eine Idee.
„Warte mal“, sage ich, kicke die Winterstiefel von den Füßen
und schlüpfe dafür in meine Absatzschuhe, die schon ein bisschen Staub
angesetzt haben. Wenn ich mich jetzt neben den Mann stelle, sind wir schon fast
gleich groß. Ich steige auf die unterste Treppenstufe, und nun überrage ich Ihn
um ein paar Zentimeter.
Jetzt der Test: Ich greife seine Hand, und zwar anders herum als sonst – und schon finde ich meine Vermutung bestätigt.
Jetzt der Test: Ich greife seine Hand, und zwar anders herum als sonst – und schon finde ich meine Vermutung bestätigt.
Das ist es also: Anatomie. Für den Größeren ist es
angenehmer, die Hand „oben“ zu halten, für den Kleineren wiederum, wenn seine
Hand „unten“ ist.
Rätsel gelöst.